// Predigt von Florian Heinritzi im queerGottesdienst am 9.Oktober 2022. In diesem Gottesdienst wurde Dr. Michael Brinkschröder als Referent für Regenbogenpastoral der Erzdiözese München und Freising eingeführt.
Kommt denn da der Falsche zurück zu Jesus um sich zu bedanken? So könnte man meinen, wenn Jesus sagt, ob denn da niemand umgekehrt sei außer diesem Fremden. Oder ist es doch mehr die Verwunderung, dass genau der zurückkommt, um sich zu bedanken, von dem man es vielleicht am wenigsten erwartet hätte?
Irgendwie erinnert mich diese Szene auch an die Situation dieser Gemeinde. Jesus nimmt den Samariter genauso an, wie die anderen neun Personen auch – ohne Vorbehalte. Die Neun scheinen Jesu Handeln an ihnen als quasi selbstverständliche göttliche Dienstleistung begriffen zu haben und sie gehen weiter ihrer Wege. Der Samariter aber kehrt um, um sich zu bedanken, weil es für ihn, den Fremden, eben nicht selbstverständlich ist, vorbehaltlos aufgenommen zu werden.
Wir feiern heute den offiziellen Start der Regenbogenpastoral und die Amtseinführung von Michael Brinkschröder, dafür sind wir dankbar, gerade deswegen, weil es eben nicht selbstverständlich ist und weil der Weg dahin lange, schwierig und ungewiss war. Viele Jahre gehörte diese Gemeinde nie so richtig dazu und erst langsam begann sich das zu ändern. Kulminierend sicher in dem Jubiläumsgottesdienst mit unserem Kardinal hier in St. Paul und nun heute mit der Amtseinführung von Michael Brinkschröder. Das sind Zeichen des Angenommenseins im Ordinariat und der Bistumsleitung, von denen wir hoffen, dass sie sich verstetigen.
Im Brief des Paulus an Timotheus sagt der Apostel: Das Wort Gottes ist nicht gefesselt. Es ist nicht, wie Paulus selbst, gefesselt und an irgendetwas gebunden. Gottes Wort ist frei und für alle Menschen da. Es unterliegt nicht irgendwelchen Zwängen oder Reglements, an wen es denn gerichtet ist. Und so geht es an alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihres Gesundheitszustandes, ihrer Orientierung oder Identität. Es lässt sich von keiner kirchlichen Hierarchie regeln, wer nun zum Kreis derer gehört, die als Gemeinde und Hörende des Wortes Gottes angenommen sind. Die, die es hören wollen und danach leben wollen können das tun und Jesus selbst lädt dazu ein. Paulus spürt die Fesseln, in die er gelegt ist und die ihn hindern, aber er weiß, dass die Botschaft Gottes diese irdischen Zwänge übersteigt, dass das Wort Gottes größer ist als menschliches Tun.
So vorbehaltlos, wie Jesus sich den zehn Menschen im Evangelium zuwendet, so vorbehaltlos richtet er seine Botschaft an alle Menschen. Und so kehren wir heute gleichsam um, wie der Samariter, auch um Danke zu sagen, wissend dass das, was wir heute begehen, eben nicht so selbstverständlich ist.